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Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?

geschrieben von Legion 2.3 
Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 04:10
Verehrte Gemeinde

Ich habe in letzter Zeit mehrere größere Drucke abgeschlossen, die unter anderem recht dünne Wände bei mittlerer Größe (1 mm Wand bei Ca. 250 mm Höhe und 100 mm Breite) oder etwas dickere Wände bei sehr großer flacher Bauweise (3mm Wandstärke, 350 mm hoch, 200 mm breit aber 40 mm flach, U-förmig) aufwiesen. Dabei ist jedoch das Problem aufgetreten, dass sich die Teile teils stärker verzogen haben. Die Wände habe sich zum Beispiel nach außen gewölbt.

Gedruckt habe ich alles mit PLA und aktiver Lüftung von 2 Seiten und beheiztem Druckbett. Der Druckraum selber ist offen, jedoch gibt es keine Zugluft, da der Drucker in einem geschlossenem Raum steht.
Das Druckbett steht fest, sodass das Teil quasi immer in einer warmen Luftsäule vom Heizbett steht. Der Verzug ist schon während des Drucks zu erkennen und entsteht nicht etwa durch rapides Abkühlen.

Was habt ihr bisher für Erfahrungen mit großen, schmalen und besonders dünnwandigen Drucken gemacht?

Kennt Ihr Möglichkeiten, den Verzug zu reduzieren oder komplett zu verhindern?
Hilft hier ein geschlossener, ggf beheizter Druckraum? Darf vielleicht nicht aktiv gekühlt werden? Ohne Kühlung geht es bei PLA doch eigentlich nicht.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 04:15
Bei ABS habe ich das, wenn mein Heizbett zu warm ist. Ich denk da muss man mehr kühlen bzw. die Hitze von unten verringern.


Triffid Hunter's Calibration Guide --> X <-- Drill for new Monitor Most important Gcode.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 04:32
Bei PLA Heizbett max 40°C; langsamer drucken und Drucktemperatur auf ca 10° über dem empfohlenen Wert des Filamentherstellers. Wenn Dein Drucker eine sehr stabile Drucktemperatur auf die Reihe bekommt, evtl. noch niedriger einstellen (darf halt nicht ins Stocken geraten, sonst ist der Druck futsch).
Die schiefen Wände kommen entweder / und / oder auch von ungleichmäßiger, nicht ausreichender Kühlung; das aufgebaute Material bleibt zu lange weich und verbiegt sich durch den Druck des Druckkopfes.
Dazu kommt dann noch ein bisschen Warping, das aber eher in Längsrichtung der Wand, beginnt meist an Ecken.

Geplagte Grüße von dem mit gleichen Problem kämpfenden

H.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 05:05
Warum soll es helfen, die Druckbetttemperatur zu reduzieren? Sind 40°C nicht zu wenig?
Die Wände verziehen sich auch noch in größeren Höhen, da ist das Material etwa 35°C warm.

Den Lüfter hatte ich schon in Verdacht, allerdings verziehen sich die Wände in unterschiedliche Richtungen. Wenn es am Lüfter liegen würde, müsste der Verzug immer in die selbe Richtung erfolgen, oder?

Ich hänge nachher mal ein Bild von einem der Drucke an, bin grade unterwegs, deshalb geht es im Moment nicht.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 05:07
Das ist ähnlich wie bei Überhängen. Das Material bleibt zu lange zu weich und das Eigengewicht sorgt dann dafür, dass es sich verzieht.


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Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 07:31
Hier ist mal ein Bild von einem der Teile:



Die rechte Seite ist etwas stärker betroffen als die Linke.
Bei solchen konturierten, dünnwandigen Drucken fällt es besonders an Kanten und Änderungen im Querschnitt auf, wie hier im oberem Drittel.

Wenn die Theorie stimmt, also das Teil möglichst schnell möglichst stark gekühlt werden müsste, würde ein beheizter Bauraum ja genau kontraproduktiv wirken.

Ich frage mich dann, wieso so viele professionelle Hersteller beheizte Bauräume verbauen. Irgendetwas muss ja schon da hinter stecken.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.02.15 07:33.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 07:49
Quote
Legion 2.3

Ich frage mich dann, wieso so viele professionelle Hersteller beheizte Bauräume verbauen. Irgendetwas muss ja schon da hinter stecken.

Ich vermute mal der goldene Mittelweg ist den Kunststoff durch Kühlung zur Erstarrung zu bringen, allerdings die Temperatur in einem Bereich halten, dass kein thermischer Verzug durch ungleichmäßige Abkühlung entsteht.

"Kühlen" kann man ja auch mit 50°C warmer Luft und dürfte noch ausreichend schnell die Wärme aus dem Material ziehen.

Grüße,

Alexander
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
12. February 2015 14:54
Quote
Legion 2.3
Warum soll es helfen, die Druckbetttemperatur zu reduzieren? Sind 40°C nicht zu wenig? ...

... ist es zumindest bei mir nicht (Cura gibt 45 ° an), wobei da natürlich die Unwägbarket der objektiv vorhandenen Temperatur dazu kommt. Aber als dicker Daumen reichts allemal.

PLA verhält sich ziemlich anders als ABS. Wird u.a. auch daran liegen, dass es ein 1/4 mehr spez. Gewicht hat, mehr Masse, mehr Energieaufnahme. Über unterschiedliche Temperaturkoeffizienten habe ich nichts rausfinden können, aber nachdem PLA deutlich langsamer als ABS abkühlt, macht das schon was aus.
Die Kühlerluft wird von allen möglichen Faktoren beeinflusst, in niedrigen Höhen muss sie sich recht unterm Kopf durch zwängen, wird vom Druckbett auch abgelenkt oder reflektiert. In oberen Regionen läuft man Gefahr, dass sie schlicht nach unten geleitet wird und gar nichts mehr nützt.

Ich habe schöne Beispiele -allerdings mit Kleinteilen - an denen man eindeutig den Einfluss von Druckbett-Hitze und nahezu ungekühltem Druckbereich oben erkennen kann. Nur der Mittelbereich, der ist einwandfrei. Deshalb bin ich momentan dabei, mir eine vernünftige Kühlung zu bauen.

Geschlossene Gehäuse sind bei ABS sehr zu empfehlen. Nur zu sagen, in dem Zimmer gibt es keine Zugluft, haut nicht hin. Selbst in einem geschlossenen Raum gibt es Zugluft, allein durch die aufsteigende Wärme wird kalte Luft von unten nachgesogen. Das reicht bei ABS schon, wenn es ein bisschen dumm läuft.

Dein Objekt in den Größenordnungen wird immer schwierig zu drucken sein. Habe mir jetzt bei FilamentWorld warpingfreies PLA bestellt, eine Probe die ich mir bestellt hatte, war einfach Klasse zu drucken.

H.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
13. February 2015 04:24
Quote
horst.w

Dein Objekt in den Größenordnungen wird immer schwierig zu drucken sein. Habe mir jetzt bei FilamentWorld warpingfreies PLA bestellt, eine Probe die ich mir bestellt hatte, war einfach Klasse zu drucken.

H.

Ist das spezielles PLA bei Filamentworld? Ich war gerade auf der Seite, für mich sieht das wie standard-PLA aus.
PLA wird ja meistens als "warpfrei" beschrieben, was im Vergleich zu ABS vielleicht auch so scheinen mag, aber wie man an meinem Beispiel sieht auch nicht ganz ist.
Re: Wie Verzug bei dünnwandigen Teilen vermeiden?
13. February 2015 05:18
... findest Du in den "Zeige Details" (neben dem "In den Warenkorb")

" ...
Mit diesem PLA Filament sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt:
Kein Warping
Kräftige gleichbleibende Farbe
Ausgezeichnete Druckqualität
..."

Ich habe vorher eine kleine Platte von 60 x 50 x 3 mm mit PLA anderer Herkunft gedruckt und "Warping wie Sau" gehabt. Aber da kann man rätseln, was Huhn und was Ei ist: wenn sich eine Ecke löst, weil sie keine rechte Haftung hat, dann "warpt" es eben, da ist kein Kraut gegen gewachsen; wenn das Warpen so stark ist, dass es auch beste Haftung losreißt, ebenso. Habe sowohl bei PLA wie auch ABS schon gehabt, dass dünne Wände einfach der Länge nach aufgerissen sind, wobei es sicher nicht am Bonding gelegen hat, die Layer davor und drüber waren alle bestens miteinander verklebt.

Aber ich sehe Dein Problem nicht in erster Linie durch Warping verursacht, wird evtl ein Teil des Auslösers sein, mehr nicht. Da hauts mit der Kühlung nicht hin, wie es soll. Ich merke bei mir Unterschiede bei den Laufrichtungen; geblasen wird in X/-X Richtung. Wände, die in X-Richtung laufen, bekommen deshalb kaum Kühlluft ab, weil ja parallel geblasen wird, das reicht nicht. Deshalb baue ich aktuell an einer Kühlung, die rundum und von oben pustet. Vielleicht versuchst Du mal eine 45°-Stellung, wenn sie noch in den Kasten passt.

H.
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