Durchbrechen der 100°C-Schmelzgrenze mit HT-PLA
geschrieben von FourOfFour
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Durchbrechen der 100°C-Schmelzgrenze mit HT-PLA 31. July 2016 07:34 |
Hallo Forum,
da ich für mein laufendes Projekt ein thermisches Problem
lösen mußte und hier keine Antwort gefunden habe dachte ich, das Thema sei unter "Materialien" auch gut aufgehängt.
Das Problem:
Ich brauche ein komplexes Teil das für den 3D-Drucker kein Problem darstellt, leider aber bei Umgebungstemperaturen >65°C stabil bleiben soll.
Es könnten auch schonmal 70-75°C werden und kurzfristig auch mal mehr.
PEEK ist extrem anspruchsvoll zu drucken und noch viel anspruchsvoller in der Fianzierung - keine Option.
Mir fiel nach einiger Recherche das HT-PLA von ProtoPasta in der Version "Silver Smoke" auf.
In der Grundzusammensetzung ein PLA das durch thermische Nachbehandlung eine Temperaturstabilität bis 140°C erreichen soll.
Hierzu wird es in einem Ofen bei 100°C so lange gebacken bis es von transparent nach milchig-undurchsichtig umschlägt, man kann den Effekt der
Repolymerisation also optisch beobachten.
Das Material ist mit 140€/kg zwar deutlich teurer als PLA allerdings erheblich billiger als PEEK und laut Hersteller wenig anspruchsvoll in der Verwendung.
Mit knapp 60€ für die 500g-Rolle hab' ich das Experiment für sinnvoll gehalten weil ich aus der Menge locker
alles herstellen kann was ich brauche.
Test:
Ich habe die Linearwagen für meine X-Achse aus dem Material gedruckt. Temperatur am Hot-End 220°C,
Temperatur am Maschinenbett 60°C, Schichtstärke 0.2mm, Druckgeschwindigkeit 35mm/s - weil mein Drucker es nicht schneller schafft
Bei den mechanischen Eigenschaften kann ich keinen Unterschied zu den Materialien feststellen, die ich sonst
in Verwendung habe.
Haftung auf dem Druckbett und Verbindung zwischen den Lagen ist super, Brückenbau wie mit PLA gewohnt problemlos, Materialfluss
und Fördereigenschaften im Extruder mit herkömmlichem PLA identisch.
Mein erster Versuch mit den Einstellungen wie ich sie für PLA eigentlich immer nehme war vollkommen ok:
Die Teile sind nach einer Stunde backen 100°C heiss aus dem Ofen gekommen.
Das Erscheinungsbild hat sich wie beschrieben von Semitransparent in geschlossen verändert und auch bei der hohen
Temperatur sind die Teile genau so steiff wie im kalten Zustand. Kein Eindrücken oder Verbiegen per Hand möglich.
Das geht mit PLA sonst schon bei Erwärmung mit dem Föhn.
Aktuell drucke ich an dieser Aufhängung für Lüfter. Da das Maschinenbett
später beim Verarbeiten von ABS, ASA und Nylon weit über 100°C erreicht sind mir die vom Hersteller angegebenen 140°C
sehr sympatisch.
Möglicher Weise habe ich später eine Anwendung, die die Anschaffung von PEEK rechtfertigen würde...
Mein Fazit:
Das Material ist tatsächlich so einfach zu verarbeiten wie es der Hersteller angibt und ganz sicher bei 100°C noch formstabil.
Ob es tatsächlich 140°C schafft kann ich nicht bewerten, brauche es bis so hoch aber auch nicht.
In Summe eine tolle Variante für die Lösung bei höheren Temperaturen und den Preis allemal wert da professionelle Fertigung von Metallteilen
sicher ein Vielfaches an Geld verschlungen hätte.
Gruß - 4of4
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.07.16 08:32.
da ich für mein laufendes Projekt ein thermisches Problem
lösen mußte und hier keine Antwort gefunden habe dachte ich, das Thema sei unter "Materialien" auch gut aufgehängt.
Das Problem:
Ich brauche ein komplexes Teil das für den 3D-Drucker kein Problem darstellt, leider aber bei Umgebungstemperaturen >65°C stabil bleiben soll.
Es könnten auch schonmal 70-75°C werden und kurzfristig auch mal mehr.
PEEK ist extrem anspruchsvoll zu drucken und noch viel anspruchsvoller in der Fianzierung - keine Option.
Mir fiel nach einiger Recherche das HT-PLA von ProtoPasta in der Version "Silver Smoke" auf.
In der Grundzusammensetzung ein PLA das durch thermische Nachbehandlung eine Temperaturstabilität bis 140°C erreichen soll.
Hierzu wird es in einem Ofen bei 100°C so lange gebacken bis es von transparent nach milchig-undurchsichtig umschlägt, man kann den Effekt der
Repolymerisation also optisch beobachten.
Das Material ist mit 140€/kg zwar deutlich teurer als PLA allerdings erheblich billiger als PEEK und laut Hersteller wenig anspruchsvoll in der Verwendung.
Mit knapp 60€ für die 500g-Rolle hab' ich das Experiment für sinnvoll gehalten weil ich aus der Menge locker
alles herstellen kann was ich brauche.
Test:
Ich habe die Linearwagen für meine X-Achse aus dem Material gedruckt. Temperatur am Hot-End 220°C,
Temperatur am Maschinenbett 60°C, Schichtstärke 0.2mm, Druckgeschwindigkeit 35mm/s - weil mein Drucker es nicht schneller schafft
Bei den mechanischen Eigenschaften kann ich keinen Unterschied zu den Materialien feststellen, die ich sonst
in Verwendung habe.
Haftung auf dem Druckbett und Verbindung zwischen den Lagen ist super, Brückenbau wie mit PLA gewohnt problemlos, Materialfluss
und Fördereigenschaften im Extruder mit herkömmlichem PLA identisch.
Mein erster Versuch mit den Einstellungen wie ich sie für PLA eigentlich immer nehme war vollkommen ok:
Die Teile sind nach einer Stunde backen 100°C heiss aus dem Ofen gekommen.
Das Erscheinungsbild hat sich wie beschrieben von Semitransparent in geschlossen verändert und auch bei der hohen
Temperatur sind die Teile genau so steiff wie im kalten Zustand. Kein Eindrücken oder Verbiegen per Hand möglich.
Das geht mit PLA sonst schon bei Erwärmung mit dem Föhn.
Aktuell drucke ich an dieser Aufhängung für Lüfter. Da das Maschinenbett
später beim Verarbeiten von ABS, ASA und Nylon weit über 100°C erreicht sind mir die vom Hersteller angegebenen 140°C
sehr sympatisch.
Möglicher Weise habe ich später eine Anwendung, die die Anschaffung von PEEK rechtfertigen würde...
Mein Fazit:
Das Material ist tatsächlich so einfach zu verarbeiten wie es der Hersteller angibt und ganz sicher bei 100°C noch formstabil.
Ob es tatsächlich 140°C schafft kann ich nicht bewerten, brauche es bis so hoch aber auch nicht.
In Summe eine tolle Variante für die Lösung bei höheren Temperaturen und den Preis allemal wert da professionelle Fertigung von Metallteilen
sicher ein Vielfaches an Geld verschlungen hätte.
Gruß - 4of4
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.07.16 08:32.
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Re: Durchbrechen der 100°C-Schmelzgrenze mit HT-PLA 09. September 2016 16:33 |
Quote
gafu
Hallo,
Dazu habe ich eine Frage:
Bleibt die Maßhaltigkeit der Teile bei der Nachbehandlung gleich, oder gibt es eine leichte Schrumpfung?
Hallo Gafu,
bei ersten Versuchen sind die Teile fast unmerklich geschrumpft, man musste aber mit dem Mess-Schieber vorher und nacher schauen um es zu bemerken.
Danach habe ich die Teile gar nicht erst vom Druckbett genommen sondern gleich mit dem Druckbett in den Ofen gesteckt.
Vom warmen Drucker in die 100°C-Bratröhre
Außerdem brate ich das Material nicht merh 60 Minuten sondern nur so lange, bis der sichtbare Umschlag hin zu milchig erfolgt ist,
danach ist das Material repolimerisiert.
Das dauert aber nicht 60 Minuten sondern höchstens 20 wenn der Ofen bereits auf 100°C vorgewärmt war, damit ist die Verformung
weg.
Quote
3DPSP
Hast du mal Lust einen Test mit einem PETG von mir zu machen ?
Ist momentan noch in der Testphase. Momentan nur in Transparent.
ich würd dir mal ne 150 Gr Probe schicken ? Wenn du dazu was schreibst..
Gruß
Sascha
Hallo Sascha,
ich bin immer neugierig also gerne her damit.
Beim letzten Projekt hat PETG allerdings keinen Spass gemacht weil es damit kaum Möglich ist, weitere Brücken ohne Stützmaterial zu drucken.
Oder ich haB noch nicht genug Erfahrung.
Ich drucke allerdings relativ viel was auch ohne Brücken auskommt, dazu kann ich es gerne verwenden und beschreiben wie es lief.
Mein Temperaturtest mit herkömmlichem PETG sah so aus, dass ich einen Testkörper in fast Kochendes Wasser getaucht hatte - der kam dann allerdings
als Kaugummi wieder raus, dem HT-PLA hat das überhaupt nichts angehabt.
Gruß - 40f4
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Re: Durchbrechen der 100°C-Schmelzgrenze mit HT-PLA 12. September 2016 04:37 |
Kein Brücken mit PETG......
Mhh ich stell heute Abend mal ein Video rein. Bei Bedarf können wir uns ja mal wegen den Einstellungen fürs Bridging unterhalten.
Ansonsten schick ich dir die Probe mal zu. Bin mal gespannt
Gruß
Sascha
[www.3DPSP.de]
Ihr Webshop für Filament.
[www.facebook.com]
Mhh ich stell heute Abend mal ein Video rein. Bei Bedarf können wir uns ja mal wegen den Einstellungen fürs Bridging unterhalten.
Ansonsten schick ich dir die Probe mal zu. Bin mal gespannt
Gruß
Sascha
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