Verehrte Gemeinde
Nachdem ich gelesen habe, dass die Haftung zwischen PLA und PETG quasi nicht existent ist, habe ich mich entschlossen, selbst einige Tests zu diesen Thema durchzuführen.
Ziel meines Versuchs war es, herauszufinden, ob man PETG als Supportmaterial für PLA und umgekehrt verwenden kann.
Grundsätzlich spricht erst mal wenig dagegen, da die Druckbetttemperatur für PLA und PETG gleichermaßen mit ca. 60°C für die erste Schicht funktioniert. Die Haftung von PETG nimmt bei zu geringer Bettemperatur ab, was aber mit einer entsprechend größeren Kontaktfläche und / oder geringerem Hotendabstand zum Druckbett kompensiert werden kann.
Wieso sollte man aber überhaupt PETG als Stützmaterial verdrucken? Viele andere für Stützstrukturen ausgewiesene Materialien haben entscheidende Nachteile: PVA ist sehr teuer (bei Filamentworld ca. 115 €/kg) und ist sehr hygroskopisch (was nachvollziehbar ist, da es sich in Wasser komplett auflöst) und hat oft Probleme mit der Druckbetthaftung. Andere wasserlösliche Spezialmaterialien sind noch teurer (z.B Verbatim BVOH mit 219€/kg).
Ein anderes spezielles, jedoch nicht wasserlösliches Stützmaterial ist
Polysupport, was jedoch mit 79€/kg ebenfalls knapp doppelt so teuer wie PETG ist.
Meine Versuchsmaschine ist mein aktuelles Großprojekt
Perseus mit pneumatisch höhenverstellbaren Dual-Hotend mit Filaprint-Dauerdruckplatte, mit dem ich inzwischen ziemlich gut mit 2 Materialien ohne lästigen Prime-Tower oder Ooze-Shield arbeiten kann.
Mein erster Test war ein Teil mit bogenförmiger Brücke und damit einem stufenlosen Überhang von 0 - 90°:
Das graue Hauptteil ist PLA, das weiße Stützmaterial ist PETG.
Der G-Code wurde mit S3d berechnet und die Stützgitter haben 0 "upper Vertical Seperation Layers" und 0,3mm "Horizontal Offset" sowie einige Layer 100% "Dense Support" Das PLA wurde also direkt ohne Lücke auf dem PETG aufgedruckt.
Das PLA hat während des Drucks am PETG ausreichend gehaftet, sodass sich nichts verzogen hat. Der PETG-Support ließ sich anschließend mit sehr wenig Kraft abziehen und zum Vorschein kommt eine ziemlich saubere Fläche, die mit reinem PLA-Support nicht in der Form erreicht werden könnte.
Im Anschluss habe ich den Versuch bei einem größeren Teil wiederholt, hier ist PLA grün und PETG immer noch weiß:
Bei diesem Teil ist die Kontaktfläche sehr groß, aber dennoch ließ sich das PETG-Stützmaterial mit wenig Aufwand an einem Stück abziehen. Auch hier sind die sehr steilen Überhänge sehr sauber geworden.
Bei dem nächsten Versuch habe ich ein etwas filigraneres Bauteil getestet und die Materialpaarung umgekehrt: Hier ist das Hauptteil aus weißem PETG und der Support aus grauem PLA.
Da ich bei PETG auf der Filaprint-Dauerdruckplatte häufig das Problem habe, dass sich das Teil nur schwer vom Druckbett lösen lässt, habe ich zusätzlich ein PLA-Raft drunter gedruckt.
In diesem Fall macht sich die geringe Adhäsion der beiden Materialien leider negativ bemerkbar: Eine Kante des PETG-Teils hat nicht auf dem PLA gehalten und hat sich etwas verzogen. Das PLA ließ sich auch hier wieder leicht entfernen, allerdings ist das Ergebnis dieses mal nicht zufriedenstellend.
Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse euch weiterhelfen, wenn ihr ähnliche Vorhaben in Angriff nehmt.