Hallo Leute,
ich habe viel in diesem Forum gelernt und möchte nun etwas zurück geben in Form eines Erfahrungsberichtes zu meinem ersten Prusa i3
Kurz zur meiner Person:
Das Thema "3D-Drucker" ist komplett neu für mich, ich habe da keinerlei Erfahrung. Das bisschen Wissen habe ich mir übers Internet angeeignet.
Beruflich bin ich Elektrotechnikmeister und als Servicetechniker im Sicherheitsbereich tätig. Das heißt Elektronikwissen ist vorhanden. Grundkenntnisse im Mechanikbereich, handwerkliches Geschick und logisches Denken.
Daheim beschäftige ich mich viel mit Elektronik. Arduino, Raspberry usw. sind keine Fremdworte. Bis jetzt waren es aber immer rein elektronische Spielereien. Jetzt will ich etwas mit Mechanik und Elektronik.
Diverse Messgeräte sind vorhanden sowie passendes Werkzeug. Messschieber und 90-Grad-Metallwinkel sind sehr hilfreich für den Aufbau.
Ich habe kein 3D-Drucker gesucht um ein professionelles Geschäft aufzubauen oder mit wenig Arbeit viel zu erreichen. Ich wollte auf jeden Fall ein Bausatz. Mich interessiert eher "das Gerät an sich" als das Thema "3D-Druck".
Es musste also eher Preisgünstig sein als hochwertig. Wenn ich ein paar akzeptable Druckobjekte bekomme dann bin ich bereits glücklich.
Nach langem lesen habe ich mich für den Geeetech Prusa I3 Pro X entschieden.
Hersteller-Link
Ich denke das Grundgerüst des Druckers hat noch sehr viel Tuning-Potential!
Den Bausatz habe ich auf eBay für 250€ inkl. Versand aus deutschem Lager bestellt.
ebay-Link
Somit ist kein Zoll angefallen. Mein Preisvorschlag über 250€ wurde direkt akzeptiert. Das Paket hatte auch eine deutsche Absenderadresse.
Die Bestellung und direkte Bezahlung über PayPal war am Sonntag, 01.05.2016.
Den Drucker hatte ich bereits am Mittwoch, 04.05.2016 in meinen Händen. (laut eBay Liefertermin 09.05.2016)
Geliefert wurde über DPD inkl. Verfolgungsnummer.
Gleich ausgepackt und erst mal alles sortiert.
Alle Teile sind gut im Karton, einzeln in Zipper-Beutel, verpackt und sauber durchnummeriert.
Die Plexiglasteile sind auch nummeriert (Laser-Gravur).
Ganz wichtig bevor der Aufbau losgehen kann:
Stückliste kontrollieren!
Bei mir wurde die SD-Card nicht mitgeliefert. Dieses kann ich jedoch verschmerzen da ich mehr als genug SD-Karten rumfliegen habe. Ich habe deswegen auch nicht beim eBay-Verkäufer reklamiert!
Ein Plexiglas-Teil musste ich mit einem Dremel nachbearbeiten. Ein Schraubenloch war nicht 100%ig "durchgelasert". War aber kein Problem, das Loch nochmals durchgebohrt und gut ist.
Alle Kleinteile (Schrauben, Muttern, usw.) sind in fast doppelter Stückzahl dabei.
Andere Teile (Motoren, Plastikteile, Kugellager, Gewindestangen usw.) sind in genauer Stückzahl dabei.
Zwischenfazit nach dem auspacken:
Nach dem auspacken und begutachten aller Teile muss ich sagen: Respekt für 250€.
Ich habe es schlimmer befürchtet. Keine nennenswerte Mängel. Das schwarze Plexiglas hat kein einzigen Kratzer, sauberer Laserschnitt (bis auf das eine Loch^^). Die Kabel haben auch eine anständige Qualität. Vor allem den 230V Teil habe ich aus China nur einmal so ordentlich und sicher gesehen. Bei dem Drucker sind, vorausgesetzt richtiger Einbau, die kompletten 230V abgedeckt. Die Steuerplatine GT2560 (
Hersteller-Link) hat saubere Lötstellen. Die Gewindestangen sind vollkommen ok (im normalen Baumarkt bekommt man keine bessere Qualität!!) und die Führungsschienen sind gerade. Nur die Kugellager wirken etwas "billig".
Der Extruder wird zusammen gebaut geliefert, das Heizbett hat alle Kabel bereits angelötet. Mitgeliefert wurde noch ein, typische China-Qualität, Bit-Set. Ich habe zum Aufbau das mitgelieferte Bit-Set benutzt.
Im Internet gehen Gerüchte von 8 Stunden Bauzeit rum.
Dieses kann ich persönlich nicht bestätigen! Ich hatte fast 15 Stunden Bauzeit. (Paket auspacken bis zum ersten Mal Strom draufgeben)
Schon alleine 2 Stunden gingen ins Land um die ganze Schutzfolie der Plexiglasteile abzuziehen
Ich habe mir beim Aufbau aber auch kein Druck gemacht und zwischendrin mal eine Zigarettenpause.
Die Mechanik und der Plexiglasrahmen wurden sehr behutsam zusammen gebaut. Direkte Kontrolle der einzelnen Schritte mit dem Metallwinkel und Messschieber.
Die Kugellager wurden vor dem Einbau mit Kugellager-Fett geschmiert.
Als Aufbauanleitung habe ich die Videos und Aufbau-pdf von Geeetech benutzt.
Wenn man logisch mitdenken kann dann reicht das auch. Für komplette Anfänger reicht die Anleitung von Geeetech nicht!
Beim zusammenbauen aller Komponenten unbedingt drauf achten das sich das Plexiglas nicht verzieht und alles parallel/rechtwinklig ist!!
Beim Aufbau haben mir auch die Erfahrungen von Stefan
LINK geholfen.
Nachdem alles fertig ist und nochmals kontrolliert wurde habe ich den Drucker das erste Mal eingeschaltet.
Ganz kurzes zucken der Schrittmotoren, die Lüfter gehen an, das Display geht an und ca. 2-3 Sekunden später -> BAM!! "PI3 Pro X ready" im Display
Repetier-Host und Slic3r noch schnell installiert und alles genau konfiguriert. Dann auf "Verbinden" geklickt uuuuuuuund "Online"
Gleichmal alle Achsen manuell angesteuert. Alle Schrittmotoren und Achsen bewegen sich leise und in richtiger Richtung. Nächster Test ist das heizen der Nozzle und der Alu-Druckplatte. Auch da ist alles ok.
Das Druckbett habe ich mit einem Blatt Papier an 6 Messpunkten genau parallel zur Düse ausgerichtet.
Auf thingiverse (
LINK) diesen Test-Würfel runtergeladen und mit den Standardwerten von Geeetech gesliced.
Druckauftrag starten und die Aufheizzeit abwarten.
Plötzlich startet der Druck und der erste Layer wird gedruckt.
Ein tolles Gefühl
Auspacken - Aufbauen - Strom anschließen - Starten - Geht
Als Filament benutze ich PLA von Conrad:
LINK
Es hat mehrere gute Bewertungen im Netz und war beim Dealer um die Ecke zu bekommen.
Mein allerster Ausdruck ist richtig gut geworden. Keine großen Verzerrungen oder Druckfehler. Lediglich ein Z-Wobble aber das hatte ich bereits vorher befürchtet.
Direkt das erste Tuning-Teil gedruckt. Auf thingiverse habe ich diese
LINK Entkopplungsklammern für die Z-Achse gedruckt.
Auch das hat vollkommen Problemlos geklappt.
Nach dem Einbau der Klammern wollte ich diesen
Luftkanal drucken.
Vorlage runtergeladen und wieder mit den Standard Geeetech Einstellungen den Druck gestartet.
Diesmal hat Garnichts gut geklappt
Noch nicht einmal die erste Layerschicht habe ich hinbekommen.
Immer wieder haben sich die ganz kleinen Stellen der ersten Schicht vom Druckbett abgehoben.
Also musste die Haftung erhöht werden. Im Baumarkt habe ich mir dieses
blaue Malerabdeckband von Tesa gekauft.
Daheim ausprobiert und siehe da, alles hält am Druckbett. Selbst die kleinen Bahnen vom ersten Layer haften perfekt.
Geiles Klebeband. Zwar 8€ die Rolle aber auf jeden Fall zu empfehlen für PLA!
Nach dem Druckende direkt das nächste Problem. Die Überhänge sehen katastrophal aus.
Mit dem gedruckten Luftkanal und Anpassung der Filament-Temperatur von 200°C auf 195°C hab ich dann viel bessere Ergebnisse erzielt.
Ich habe mir noch ein paar Sachen für den Drucker gedruckt und ein paar Schlüsselanhänger probiert. Überhänge gefallen mir immer noch nicht. Da werde ich als nächstes einen eigenen Lüfter für das Filament einbauen.
Fazit zum Geeetech Prusa i3 Pro X:
Ich habe leider kein Vergleich/Erfahrungen mit anderen Drucker/Bausätzen aber ich bin vom Geeetech Prusa I3 Pro X begeistert.
Für 250€ habe ich ein guten Start in die Welt der 3D-Drucker bekommen. Der Bausatz ist nicht für blutige Anfänger geeignet aber mit Ehrgeiz bekommt jeder Hobby-Bastler diesen Drucker aufgebaut und erhält direkt von Anfang an akzeptable Ergebnisse. Der Aufbau hat Spaß gemacht und einige Herausforderungen waren auch dabei.
Für Leute die Spaß am basteln haben ist der Bausatz eine klare Kaufempfehlung.
Wer jedoch ein Drucker sucht um
billig und einfach hochwertige 3D-Modelle zu bekommen, der wird enttäuscht sein.
Die Mechanik braucht Pflege und irgendwas muss man immer nachstellen.
So Leute, viel Text. Ich hoffe das hilft jemanden bei der Entscheidung welches Modell der nächste Drucker sein soll.
Wenn noch jemand ein paar Tipps/Tricks für mich hat... gerne raus damit
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Offene Punkte für die (ferne) Zukunft:
Filamentkühlung verbessern
dimmbare LED-Beleuchtung
ABS drucken
Flexibles Filament drucken
Umbau auf modulares Lasermodul
Umbau auf modulare CNC zur Platinenherstellung
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Erste Zwangspause:
Der Prusa I3X hat nach ca. 20 Stunden Druckbetrieb jetzt das erste richtige Problem.
Ein Kugellager der X-Achse ist defekt. Die X-Achse lässt sich dadurch nicht mehr bewegen.
Deswegen steht der Drucker erst einmal weil ich auf die schnelle kein Ersatz habe und jetzt neue und bessere Kugellager suche.
Da die Kugellager von Anfang an nicht hochwertig gewirkt haben und das erste bereits nach 20 Stunden defekt ist, trotz Schmierung mit Kugellagerfett, werde ich gleich alle Kugellager austauschen.
Ich bastel zwar sehr gerne aber wenn ich eh schon einmal den halben Drucker demontieren muss dann wechsel ich gleich alle
EDIT 14.05.2016: Da muss ich mein Fehler verbessern!! Es sind nicht die Kugellager der X-Achse defekt sondern die kleinen Kugellager der Umlenkrolle! Das habe ich erst bei der demontage gemerkt.
Ich habe das eine defekte Kugellager ausgebaut und übers lange Wochenende läuft die Umlenkrolle jetzt mit einem Kugellager. Nächste Woche werde ich dann neue kaufen. Den Umbau aller Lager erspare ich mir somit erst einmal!
Dadurch das man die X-Achse nicht einmal mehr per Hand bewegen konnte war meine (unerfahrene) Vermutung das die Lager defekt sind. Der Fehler lag aber bei der Umlenkrolle da die sich nicht mehr gedreht hat und die Reibung des Zahnriemen dadurch so groß war.
Bilder
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5-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.05.16 06:02.