Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger

geschrieben von Kolbi 
PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger
17. September 2014 10:50
Hi!

Da ich mich mit PLA-Filament anfangs sehr ärgern musste, möchte ich meine Erfahrungen hier posten, vielleicht hilfts jemandem ein paar Nerven zu sparen, und endlich zu ersten Druckergebnissen zu kommen.



Ich fange mal mit den grundsätzlichsten Problemen an, und gehe Schritt für Schritt ein paar mögliche Fehlerszenarien durch.



Problem:

Das Filament lässt sich nichtmal von Hand durchs Hotend drücken!


Lösung:

Das Hotend muss innen absolut sauber, spaltfrei und möglichst glatt sein.

Die Heizzone (Länge von Düse + Heizblock + Hitzebarriere) muss möglichst kurz sein, 15mm-20mm sind ok, weniger ist besser!

Der Kühler muss effizent arbeiten, heißt, möglichst viel Oberfläche und Kühlrippen, Lüfter verwenden!

Die Hitzebarriere muss effizient arbeiten, meist ein durchgebohrtes M6 Stahlgewinde mit einer Verjüngung, die der Hitze möglichst wenig Materialquerschnitt zum wandern lässt. Lässt die Hitzebarriere zuviel Wärme nach oben, klebt das Filament an, oder der Heizblock kommt garnicht erst auf Temperatur, weil der Kühler zuviel Wärme über die Barriere zieht.

Die kleine Bohrung in der Düse sollte nicht viel länger als 1mm sein, bis sie in die große Bohrung mündet. Notfalls mit einem 2 oder 3mm Bohrer, je nach verwendetem Filament, nachbohren.

Thermistor richtig eingestellt? Schrittweise von einer viel niedrigeren Temperatur als erwartet rauftesten, bis das PLA fließt!


Tipp: Die M6 Hitzebarrieren von Ebay/China um ca. 3€ incl. Versand sind sehr zu empfehlen, da die aus einem Material sind, das die Wärme extrem schlecht leitet, scheint irgendein Guss zu sein. Eigenbauten aus Edelstahl funktionieren nur wenn man mit der Wandstärke an der Verjüngung weiter runtergeht. Kleine Bohrer bis 0,3mm gibt’s in vielen Baumärkten günstig im 10er Pack.






Problem:

Es fließt, aber beim Druckstart kommt nix raus!


Lösung:

PLA darf nur kurze zeit in der Heizzone bleiben, nach ein paar Sekunden kanns schon festkleben oder sich verformen und in einen Spalt fließen. Das Filament immer manuell um ca. 20mm zurückziehen wenn ein Druck abgebrochen wird, am Druckende auch 20mm per End-Gcode zurückziehen und ganz wichtig: LÜFTER NACH DEM DRUCK NACHLAUFEN LASSEN! G04 P99000, sonst zieht die Wärme nach oben und das Filament verstopft.


Tipp: Repetier-Host und Bowden Extruder sind ein Segen. Der Druck kann pausiert, und das Filament kann sehr einfach aus dem Hotend gezogen werden. Nach wegzwicken der verbackenen Filamentstelle ist alles wieder in sekundenschnelle zusammengesteckt, die ursprüngliche Position wird automatisch wieder angefahren.




Problem:

Das PLA haftet nicht auf meiner Druckplatte!

Lösung:

Eine Glasplatte mit Fensterreiniger putzen und gut trocknen, am besten mit Fön nachhelfen. UHU Bastelleim (geht bei mir am besten) besorgen, und mit einem feuchten Tuch oder Pinsel gleichmäßig aufs Glas schmieren. Wenig Wasser, viel Kleber! Mit Fön oder Heißluftpistole trocknen. Hält bombenfest und viele Drucke lang.






Problem:

Der Druck startet, aber der Extruder blockiert nach kurzer Zeit!

Lösung:

Richtige Z-Höhe: Der erste Layer ist der kritischte, da eine unebene Druckfläche das Hotend blockieren kann. Ist die Z-Höhe auf +/-0,1mm genau eingestellt, dürfte es keine Probleme geben.

Richtige Beschleunigung: Bei ABS kann ich bis über 4000mm/s² beschleunigen, aber bei PLA schaffe ich gerade mal 1000mm/s². Bei besonders zähem Filament und großen Layerhöhen fahre ich noch weniger, zb 750mm/s² bei 0,3mm Layerhöhe mit 0,4mm Düse @ 100mm/s Druckgeschwindigkeit. In Slic3r lassen sich die Accelerations (ganz unten im Reiter Speed) gemütlich einstellen.



Richtige Geschwindigkeit: Obwohl sich PLA von Hand schwer drücken lässt, geht erstaunlich viel durch sobald der erste Faden mal haftet, das Filament wird richtig aus der Düse gezogen. Ich habe probehalber eher langsam begonnen und das war der Fehler, die Wärme steigt im Filament langsam nach oben bis es klemmt. Probiert den Speed erhöhen soweit es geht, wird genügend Filament nachgeschoben, kann sich die Hitze nicht nach oben ausbreiten.


Tipp: Den ersten Layer immer mit gleicher Höhe wie die anderen Layer drucken, und Fördermengenveränderungen meiden, auch Auto-Cooling im Slic3r deaktivieren und Fan Speed immer auf möglichst hohen Wert. Wenn man nicht mehr auf Temperatur kommt, den Lüfter wieder etwas zurückregeln, oder Wärmebarriere verbessern.



Problem:

Unwillkürliche Klemmer!

Lösung:

Gleichmäßige Geschwindigkeit: PLA arbeitet nur in einem kleinen Temperaturbereich gut, bei langsamen Druckpassagen bleibt das Filament zu lange in der Heizzone und wird zu stark erwärmt und klemmt. Umgekehrt wird das Filament bei schnellen Passagen zu langsam erwärmt und verstopft. Anfangs testhalber überall mal ~60mm/s eintragen, und immer so kühl wie möglich drucken. Auch der Lüfter sollte möglichst immer auf derselben Stufe arbeiten, der Kühler darf nur handwarm werden!


Richtige Fördermenge: Zuviel Fördermenge, und der halbgeschmolzene Filamentbatzen im Hotend verdickt sich mit der Zeit immer mehr und weiter nach oben, bis es schließlich klemmt. Probieren geht über studieren, trotz messen und rechnen geht’s erst nach gewaltigem nachkorrigieren meiner Steps/Unit in der FW, hier verzeiht PLA keine Fehler! Mit Repetier Host lässt sich die Fördermenge bequem via Schieberegler regeln, in Pronterface kann man sich Makros machen, M221 S100 setzt die Flussrate auf 100%.



Starker Extruder: Mit einem Airtripper oder sonstigen Direct-Drives kommt man nicht weit, außer man benutzt ein drehmomentstarkes Nema-Modell. Zahnradextruder bringen weit mehr Zuverlässigkeit, aber man sollte unbedingt „richtige“ Zahnräder aus zB alten Papierdruckern oder Riemen verwenden, und keine selbstgedruckten, die halten nicht lange wenn man viel druckt und machen viel Lärm. Als Filamentförderrad sind Modul 0,5 Zahnräder zu empfehlen, und auch immer wieder mal günstig auf Ebay zu finden. MK7/8 Gears sägen sehr stark und produzieren Filamentstaub der zu Klemmern führen kann, nicht so doll.



Tipp: Oft ist das Filament an der Rolle von anderen Windungen eingeklemmt, ein starker Getriebeextruder mit zuverlässigen Zahnrädern und Förderrad schützt vor Aussetzern. Kugellager mit Gummidichtung sind am Extruder zu bevorzugen, da sich vom austretenden Öl normaler Lager, zusammen mit Staub und Abrieb, ein Gatschklumpen bilden könnte, der die Düse verstopfen kann.





Viel Erfolg und Spaß beim Drucken! smileys with beer
Re: PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger
17. September 2014 11:12
Den Lüfter kann man auch gescheit über die Firmware nachlaufen lassen ohne komische gcodes. Mein Lüfter läuft bis er unter 50° ist.


Triffid Hunter's Calibration Guide --> X <-- Drill for new Monitor Most important Gcode.
Re: PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger
18. September 2014 06:08
Schön für dich, bringt nur keinem was wennst nicht erzählst wies geht eye rolling smiley
Re: PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger
18. September 2014 08:57
Bei Repetier hab ich das über den Konfigurator gemacht. Da musst nur den Pin vom Lüfter wissen und dann noch reinschreiben ab wann er losgehen soll. Bei Marlin das gleiche unter adv_config. Skimmy hat dazu auch mal was geschrieben. Ich editier das gleich mal hier rein, wenn ich es denn finde.
Da ist der Link
[forums.reprap.org]

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.09.14 08:59.


Triffid Hunter's Calibration Guide --> X <-- Drill for new Monitor Most important Gcode.
Re: PLA - Probleme und Lösungen für Anfänger
21. September 2014 04:36
@kolbi

danke für diese ausführliche PLA Erklärung, echt gut thumbs up weiter so !
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen