Hallo liebe RepRap Community,
ich bin neu im 3D Druck Metier und bin hellauf begeistert. Ich habe gerade am Anfang erstmal viel im Internet gelesen und mich "schlau gemacht" wie ich denn das Ganze angehe, deshalb möchte ich an dieser Stelle etwas zurück geben und meine Erfahrungen in diesem Thread sammeln und es dadurch eventuell anderen Neueinsteigern erleichtern eine Entscheidung
für den 3D Druck zu treffen
. Ich möchte hier nicht nur den Bau beschreiben sondern auch wie es dazu kam...
Erst einmal ein bisschen zu meiner Person: Ich wohne in Wiesbaden und habe Technische Informatik studiert und bin seid gut 2 Jahren fertig und bin leidenschaftlicher Bastler. Ich denke angefangen hat alles mit Modellbau bei mir, dann kamen Elektronik Basteleien und Roboter. Gerade hier war es immer wieder von nöten auch mechanische Tätigkeiten durchzuführen (Gehäuse bauen, Roboter bauen etc..). Neben meinen privaten Basteleien engagiere ich mich in einen
Roboter-Team aus Mannheim wir nehmen schon zum 6. mal an der alljährlichen Eurobot Meisterschaft teil. Hier muss jedes Jahr ein neuer Roboter konstruiert werden! Wir haben den 3D Drucker-Trend auch hier bemerkt und waren begeistert wie schön das zu funktionieren scheint. Für unser Team steht daher fest, dass wir einen 3D Drucker brauchen und den nächsten Bot für 2015 mit Hilfe eines 3D Druckers konstruieren möchten. Die Bestellung eines "fertigen" 3D Druckers für den Club ist bereits in Arbeit, dazu komme ich wohl wenn dieser dann im Haus ist. Weitere Informationen über Eurobot und unser Team könnt ihr auf unserer Homepage erhalten (
www.greenbirds.de). Wir suchen übrigens immer nach Leuten die mitmachen wollen ;-)
Ein 3D Drucker ist eine feine Sache, aber man benötigt eben auch die Kenntnisse eine technische Zeichnung in ein 3D Modell zu wandeln. In unserem Club haben wir daher erst mal einen Kurs gemacht in dem wir die CAD Software von unseren Mechanikern erklärt bekommen haben. Bisher wurden die Roboter CAD gezeichnet und dann gedreht, CNC gefräst und gelasert - meist alles aus Metall (seht euch die Bilder der Roboter auf der Homepage an). Ziel ist es jetzt, dass jeder mit konstruieren kann und wir die Teile direkt drucken können. Ich habe relativ schnell gemerkt das eine CAD Zeichnung viel Arbeit ist aber eigentlich ziemlich gut von der Hand geht. Nachdem man jetzt seine ersten Zeichnungen gemacht hat ist man natürlich gewillt diese jetzt auch "in den Händen" zu halten. Ich habe dann für meinen Basteltisch eine Blende konstruiert, ja und dann ging es los...
Anhand dieser Blende habe ich dann angefangen zu Recherchieren. Ich war eigentlich die ganze Zeit überzeugt, dass ich keinen 3D Drucker daheim/privat benötige. Der steht ja nur rum. Wird nicht verwendet. Wieviele Mechaniken brauche ich denn im Jahr? Lohnt es sich da ein Drucker für 400-500 Euro zu kaufen nur um ab und an mal ein kleines Teil zu drucken - nein?! Es gibt doch Dienste wie 3DHub oder Tinckle die sowas machen ohne das ich mir da den Kopf zerbrechen muss..
Das klingt jetzt geizig, aber ich wollte erst mal ein paar Zahlen haben um den Drucker zu rechtfertigen... berufsgeschädigt
Also eine Arte Make Or Buy Analyse eines 3D Druckers - Die Ergebnisse werde ich später hier rein hängen und genauer erläutern ( Ich habe die Tabelle nicht an diesem Rechner
)
Vorweg das Ergebnis war ein ganz klares JEIN
es kommt eben drauf an wie oft man Teile braucht. Ich hatte eben Angst ein doch nicht ganz unerhebliche Menge Geld in die Hand zu nehmen, eine Maschine in der Wohnung stehen zu haben die dann eigentlich kaum benutzt wird...
Meine Bedenken wurden aber zerstreut nachdem ich
thingiverse gefunden habe. Wow jede Menge tolle Sachen, man muss nur ein bisschen stöbern und findet auf der Stelle ein paar Teile die man haben möchte. Selbst wenn mir mal die Ideen ausgehen was eigenes zu konstruieren - der Ideenpool hier ist enorm! Täglich kommen neue tolle Teile dazu. Auch der
WAF konnte ungemein verbessert werden nachdem man zeigen konnte das Star Wars Figuren, Star Trek Logos und andere coole Sachen machbar sind und sicherlich jedes Geschenk und Deko individuell aufwerten
Ganz zu schweigen von kleinen Hilfen und Halterungen für den Haushalt..
"Ok ich schaue mich mal nach einem Drucker um.."
Ich wollte zunächst von 0auf einen Drucker neu bauen. Also das Bauen stand schon fast mehr im Vordergrund wie das später Drucken (damals
). Den Kauf eines komplett fertigen Druckers aus China war eigentlich keine Option. Ich wollte selbst dran basteln und beim Zusammenbau eventuell schon gleich ein paar Sachen verbessern/lernen. Die Idee hinter den RepRap Maschinen fand ich sehr sehr geil. 3D Drucker die sich selbst drucken klingt pervers
. Gibt es eine bessere Art von Open Source Gedanke? Also mal eben schnell ein Händler gesucht der die Plastikteile hat und den Rest anhand des RepRap Wikis mal in einen virtuellen Einkaufswagen gelegt. Endsumme waren dann so 500 Euro für den Bausatz, hui.
Ich habe dann parallel bei ebay immer etwas geschaut und tatsächlich eine Auktion gefunden - RepRap Prusa Mendel i2 Bausatz Komplettpaket mit Elektronik, Extruder, HotEnd und Bed - geschossen für ca. 300Euro mit Versand. Das einzige was fehlte war ein Netzteil, nächste pollin.de Bestellung ein passendes rausgesucht 20€. Ein 3D Drucker für 320€? Kann doch nicht funktionieren... Oder?
Ein paar Tage später waren die Teile da. Ich habe dann gemütlich jeden Abend ein paar Schräubchen und Stangen zusammengebaut. Vor allem mit Hilfe der Bauanleitung von
http://reprap.org/wiki/How_to_build_Prusa_2 ging das Ganze recht flott und gut von der Hand. Ich muss dem Mann der die Videos gemacht haben echt mein Lob aussprechen, die Videos sind spitze auch wenn mein Bausatz an manchen Stellen leicht anders war und ich auch hier und da etwas anders gemacht habe ist es auf jeden Fall klasse so einen Guide zu haben. Es war als würde man mit einem Kumpel das Teil zusammenschrauben. Ich ließ die Videos immer parallel laufen.. Ich musste kaum in die eigentliche Bauanleitung (PDF) schauen. Manchmal war etwas mehr Hirnschmalz gefragt weil es eben sehr sehr viele unterschiedliche Teile/Versionen für den Mendel mittlerweile gibt, jeder kocht da ein bisschen sein eigenes Süppchen und macht hier eine Verbesserung. Deswegen ist man manchmal etwas verwirrt wenn das eigene Teil total anders aussieht, aber man bekommt es dann doch gut zusammen. So viele Möglichkeiten gibt es auch wieder nicht.
Aufgehalten von ein paar Teilen die in der ersten ebay-Lieferung gefehlt haben hat sich der mechanische Zusammenbau dann etwas verzögert. Aber am Ende hatte ich alles was ich brauchte um den Drucker zu bauen.
Ich wollte erst nach jedem Schritt ein Bild machen und dann hier rein stellen, aber es ging einfach zu gut von der Hand
der Drucker war schnell zusammengebaut. Hier ein paar Bilder:
Die Elektronik besteht aus einem Arduino mit 256er mega und RAMPS 1.4. Damit wäre auch gleich Dual-Extruder möglich... vielleicht später
Die Elektronik und Firmware hat mir am wenigsten Sorgen bereitet (ich komme aus der Ecke). Also sauber die Kabel verlegt, gelötet und dann war es soweit das der Drucker die ersten Bewegungen macht. Ich habe mich für die Marlin Firmware entschieden, die schien weit verbreitet, gut gepflegt und alle Features zu haben die man sich wünschen kann. Runtergeladen compiliert, draufgespielt - geht. Pronterface dient bei mir als Computer-Gegenseite.
Die Schrittmotoren waren nicht das erste das ich in Betrieb genommen habe. Ich wollte eher die Leistungsaufnahme des Druckers und das Zusammenspiel mit dem Netzteil testen, also erstmal die Leistungsteile angemacht (sind ja immerhin 300-350W wenn das alles eingeschaltet ist). Bed auf 50 Grad geheizt - geht. HotEnd auf 100Grad - geht. Beide zusammen parallel - geht. Bed auf 70 Grad - ok. HotEnd auf 200Grad - geht.
Die Temperaturen der Sensoren habe ich noch mit einem eingenen Termometer überprüft um deren Toleranzen rauszubekommen. Alles im grünen Bereich. Alle Systeme auf Go.
Nun Ja die Schrittmotoren Treiber montieren ist dann auch nicht soo das Hexenwerk, eingestellt mit Hilfe des Multimeters auf einen aus meiner Sicht brauchbaren Strom (musste ich dann später noch ein bisschen feintunen). Endtaster eingestellt in der Firmware (Richtungen geändert, Speed erstmal bisschen langsamer gemacht) usw... Homing-XYZ funktioniert, cool. Z schon etwas auf Bedleveling eingestellt ( Ich habe die Papier Methode wie im Video benutzt) erstmal grob. Es ist schon unglaublich schön die einzelnen Teile in Aktion zu sehen. Verblüfft war ich hier schon, dass der Drucker keine Mucken machte. Er war unglaublich pflegeleicht in der Inbetriebnahme - OpenSource Community Hut ab! Pronterface+Marlin das funktioniert spitze! Ich habe da noch mit viel mehr Arbeit und Problemen gerechnet.
Insgesamt würde ich die netto-Zeit von Zusammenbau bis druckbereit (unkalibriert) auf ca. 60-70 Arbeitsstunden schätzen verteilt auf ca. 3 Wochen. Wobei ich nicht der schnellste bin sondern sowas eher in Ruhe mache
Die Kalibrierung der Schritte-pro-mm für XYZ habe ich wie auf der Wiki-Seite beschrieben noch feingetunt aber es waren wirklich nur mm.
Als Extruder war bei meinem Paket ein MGS-Extruder dabei, cool. Ich musste in das große Zahnrad noch ein Gewinde reinschneiden lassen, aber da hatte ich einen Kontakt in eine Werkstatt die mir das gemacht haben. Ein Madenschraube mit M2,5 Gewinde hat mich dann noch etwas aufgehalten aber dazu vielleicht dann noch was bei den Outtakes :-)
So was gibt es noch zu sagen...
Ahja, was bei dem Rundum-Sorglos Paket von Ebay nicht mit dabei war, Filament. Ich habe dann ebenfalls bei ebay geschaut und 2kg ABS für ca. 38€ geschossen - ich habe dadurch
Kontakt zum Hersteller direkt bekommen. ABS 3mm weiß. Ich dachte mir das erste Filament werde ich eh fast ausschließlich zum kalibrieren des Druckers benötigen also irgendeines bestellt. War natürlich ein blöder Gedanke denn: Man kalibriert ja das Filament sozusagen mit... ich bin aber von dem weißen ABS von Thomas sehr angetan es liefert meiner Meinung nach sehr gute Ergebnisse. Ich denke damit habe ich schon meinen Hauslieferanten für ABS Filament gefunden, großartig
So jetzt bin ich bestimmt seid 1er Woche "ununterbrochen" am Drucken. Es macht einfach Spaß! Ich habe es nicht bereut den Drucker zu bauen, im Gegenteil ich kann mir gar nicht mehr Vorstellen ohne das Teil. Ich habe dann noch die Slicer Software von Slic3r auf Skeinforge gewechselt, was die Kalibration zunächst erst mal ein wenig zurück geworfen hat, ich aber mehr Einstellmöglichkeiten habe und bessere Ergebnisse erziele.
Den 20mmx20mmx10mm Cube habe ich mittlerweile bestimmt 25 mal gedruckt
Es wird immer besser. Nicht nur die Druck Ergebnisse sondern auch der Drucker an sich. Auf thingiverse gibt es unzählige Zusatzteile die man jetzt einfach drucken kann. Der Mendel graded sich selbst up. Ich werde die bisherigen Tweaks noch in diesem Thread vorstellen und natürlich die noch kommenden. Geplant sind bisher noch ein FilamentRollen Halter sowie einen Lüftersupport.
So genug geschwärmt: Kommen wir noch zu den Outtakes!
Wie bei jedem Projekt gibt es Dinge die auch nicht so gut klappen. Hier meine bisherigen Fettnäpfchen.
- Endstop Halter zerbrochen
Ich habe aufgepasst beim Zusammenbau, dass mir die Plastikteile nicht kaputt gehen (die übrigend unglaublich robust sind..). Der X-Achsen Endstop ist mir beim Zusammenbau zerbrochen. Konnte ich aber mit Kabelbindern ausreichend fixieren fürs erste. Der Endstop Halter wurde später als der Drucker dann schon recht gut lief direkt gedruckt und ersetzt. Das erste Teile was der Drucker für sich selbst gedruckt hat
- Glasplatte zerstört
Ich hatte eine Glasplatte bei dem Bausatz mit dabei die genau so groß war wie das Bed. Damit das mit den Schrauben alles passt muss man die Ecken abschneiden. Also ab in den Baumarkt und einen Glasschneider gekauft.. Angesetzt, geritzt und gebr.... klirr.. kaputt . Mist. Was jetzt? Wieder ins Bauhaus und erst mal einen 18x14 Billig-Bilderahmen geholt (Glaszuschnitte gibt es da nicht) 2,5€ alles klar das wird das erste Glasbed - Bestellung bei reichelt.de ist raus. Ich habe die ersten Drucke auf dem Glas eines Bilderrahmens direkt gemacht ohne Kapton ging gut. Mittlerweile habe ich Kapton drauf und es "babbt wie Sau" - es wird immer besser - Madenschraube M2,5
Ein Kollege hat mir in das große Zahnrad des MGS-Extruders ein M2,5 Gewinde gebohrt und mir eine M2,5 Schraube gegeben. Allerdings ist es im MGS Extruder so eng, dass eine Madenschraube notwendig wird. Ich habe dann mal einen halben Tag damit verbracht Modellbaugeschäfte anzurufen ob diese eine M2,5 Madenschraube im Laden haben. Keine Chance. Es war auch tatsächlich am Ende das letzte Teil das mich vom Drucken abhielt! Ihr könnt euch vorstellen wie frustrierend es sein kann wenn ein <10Cent Teil fehlt und deswegen der gesamte Drucker nicht funktionsbereit ist. Ich dachte ich setze mich einfach ins Auto fahre zu Conrad oder einem Modellbauladen und habe das Teil dann in meiner Hand... Pustekuchen..Bestellen wollte ich nicht und habe dann den Kopf der Schraube schlussendlich abgepetzt und einen Schlitz reingedremelt, ein (unschönes) Unikat aber funktioniert. Bei Gelegenheit wird eine richtige M2,5 Madenschraube besorgt...
Es geht noch weiter... ich werde in diesem Thread noch neue Sachen vorstellen und Dinge die ich hier vergessen habe.
Danke für die Hilfe in diesem Forum (nur mitgelesen) und im Wiki! Sehr gute Arbeit! Falls direkte Fragen bestehen beantworte ich diese gerne!
Gruß
Ringo